29.04.2017 Papierschöpfen

„Mama, mein Mathe-Heft ist voll. Ich brauche ein neues!“ Diese Tatsache kennen die Schüler unserer Jugendgruppe nur zu gut. Doch wie wird so ein Heft eigentlich hergestellt und was hat das jetzt mit unserem Jahresthema „Unser Wald – unsere Bäume“ zu tun?

Zur Herstellung von Papier werden vor allem dünnere Stämme und schnell wachsende Hölzer verwendet. So wie der Baum des Jahres 2017 – unsere heimische Fichte. Das entrindete Holz wird dann in einer Papierfabrik so weit zerkleinert, bis nur noch Sägespäne übrig sind. Es wird entweder zum so genannten Holzschliff zerkleinert oder zu Schnitzeln. Aus ihnen wird so genannter Zellstoff hergestellt, indem sie in Wasser eingeweicht und chemisch behandelt werden. Es entsteht ein zäher Brei, dem Stoffe wie Leim oder Bleichmittel beigemischt werden. Schließlich wird der Brei zu langen Bahnen gepresst und getrocknet. So wird aus Holz Papier. Doch allein für 1 kg, das entspricht 25 Matheheften weißem Papier werden heute ca. 2,5 kg Holz, 440 l Wasser und 7,6 kWh Strom verbraucht. Möchte man nun einen Beitrag zum Umweltschutz leisten, kann man mittlerweile aber auch recycelte Papierprodukte kaufen. Das ist Papier, das aus Altpapier (z.B. Papier, das ihr in eurer Altpapiertonne sammelt), wieder neu aufbereitet wurde. Hier werden für ein Kilo Umweltschutzpapier nur Altpapier, etwa 2 l Wasser und 2,8 kWh Strom benötigt.

Schön und gut, doch warum sollte man das tun? So viel Papier brauche ich doch gar nicht!

Um das zu verdeutlichen konnte man sich in einem kleinen Quiz testen, bei dem die meisten Teilnehmer von den Antworten überrascht waren. Sie erfuhren, dass der Jahresverbrauch aller Deutschen in einem Stapel Schreibpapier gemessen, locker von der Erde bis zum Mond reichen würde. Das sind 384.400 km. Außerdem verbrauchen wir, in der Bundesrepublik, so viel Papier wie die Menschen in Südamerika und Afrika zusammen, allein jeder fünfte gefällte Baum landet in einer Papierfabrik und mit gerade einmal 2 Jahren hat ein deutsches Kind bereits mehr Papier verbraucht als ein Inder in seinem ganzen Leben. Die frechen Früchtla und ihre Eltern waren von den Antworten und ihren Ausmaßen verblüfft und viele nahmen sich vor in Zukunft bewusster mit Papier umzugehen.

Zur Verstärkung hatte man dieses Mal Frau Zenther von der ökologischen Bildungsstätte eingeladen. Gemeinsam wollte man aus Altpapier, bunten Eierkartons und Servietten handgeschöpftes Papier herstellen. Zuerst wurde das gesammelte Zeitungspapier, sowie die entsprechenden farbigen Servietten, klein-gerissen, in eine Schüssel gegeben, mit Wasser getränkt und anschließend mit einem Handmixer zerkleinert, zur sogenannten Pulpe. Ganz ähnlich läuft dies auch in der Papierfabrik ab. Als nächstes gab man die Pulpe in eine Wanne mit Wasser und verteilte sie darin. Dann kam der Schöpfrahmen zum Einsatz. Behutsam zogen ihn die Kinder durch das Wasser um die Pulpe gleichmäßig und nicht zu dick darin aufzufangen. Nachdem man den Rahmen dann aus dem Wasser gezogen hatte, wurde zuerst das Wasser von unten durch einen Schwamm etwas aufgesogen. Anschließend kippte man den Rahmen geschickt auf ein Tuch um das nasse Blatt Papier davon zu lösen. Um es noch mehr zu trocknen, kam nun von oben ein Tuch darüber um die Feuchtigkeit mit einer Art Nudelholz aus dem Blatt zu gepresst. Zu guter Letzt kam es dann zum Trocknen in die Sonne. Auf diese Art entstand eine Vielzahl von recyceltem Papiere in verschiedensten Farben.

Auch Herzen und Blumen, mit Kräuter- oder Blumensamen, gefüllt wurden so gefertigt. Diese waren für die Mutter- und Vatertags-Karten bestimmt, welche nebenbei mit viel Kreativität bei Kaffee und Kuchen, noch gemalt, geschrieben und gestaltet wurden. So entstand an diesem Nachmittag wieder eine Fülle an bezaubernden Unikaten, über die sich Kinder und Eltern gleichermaßen freuten.