28.04.2017 Giftpflanzen in Haus, Garten und Natur

Sollten Giftpflanzen in einem Garten wachsen, in dem Kinder spielen? Oder sollte man grundsätzlich auf Giftpflanzen in einem Kleingarten verzichten oder nur auf die stark giftigen? Also keine Buschbohnen oder Kartoffeln aus dem eigenen Garten mehr? Giftpflanzen können wunderschön sein und herrlich duften – wollen Sie wirklich auf Maiglöckchen verzichten? Doch können wir unsere Kinder vor allem schützen oder müssen wir nur ein paar Grundregeln beachten und lernen?

Über 40 Teilnehmer, vom Kleinkind bis zu den Großeltern, konnte Vorsitzender Matthias Fischer am 28.04.2017 im Gemeindehaus in Fischbach zu diesem Thema begrüßen.

Giftpflanzen sollte man nicht dramatisieren, aber auch nicht unterschätzen, bestätigte Frau Beate Singhartinger, unsere neue Kreisfachberaterin und Referentin des Vortrags „Giftpflanzen in Haus, Garten und Natur“, welcher von den beiden Obst- und Gartenbauvereinen Fischbach und Höfles Vogtendorf organisiert worden war.

Kinder sind neugierig und lernen schnell, deshalb sollten sie schrittweise den Umgang mit Pflanzen lernen. Bereits im Alter von ungefähr zweieinhalb bis drei Jahren können Kinder lernen, dass sie Pflanzen anschauen und daran riechen, sie aber nie essen dürfen, wenn sie ihnen nicht von einem Erwachsenen gegeben wurden. Die meisten Vergiftungsfälle betreffen Kinder im Alter zwischen einem und zweieinhalb Jahren, deshalb müssen sie besonders sorgfältig von den Eltern beaufsichtigt werden.

Schon vor fast 500 Jahre stellte Paracelsus fest: „Alle Dinge sind Gift und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis macht’s, dass ein Ding kein Gift sei.“ Giftige Pflanzen enthalten häufig verschiedene Giftstoffe, was dazu führt, dass auftretende Vergiftungserscheinungen sehr unterschiedlich ausfallen können. Selbst wenn die aufgenommene Pflanzenmenge bekannt ist, kann die Giftmenge meist nur geschätzt werden. Der Giftgehalt von Pflanzen hängt stark vom jeweiligen Klima, Standort und der entsprechenden Jahreszeit ab. Folgen von Vergiftungen äußern sich in erster Linie durch Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen, Schwindel, Krämpfe, Atemnot, Ohnmacht, Herz- und Kreislaufbeschwerden sowie Temperaturerhöhung.

Viele giftige Pflanzen, Pflanzenteile oder Früchte schmecken nicht sehr gut, deshalb werden sie von Kindern schnell wieder ausgespuckt. Manche Pflanzenteile, wie zum Beispiel Wurzeln, können zwar sehr giftig sein; da sie aber für Kinder nur schwer erreichbar sind, werden diese im Normalfall aber erst gar nicht gegessen. Da die Menge von verschluckten giftigen Pflanzenteilen meistens sehr gering ist, beschränken sich Vergiftungserscheinungen häufig auf Übelkeit oder leichtes Erbrechen. Todesfälle durch die Aufnahme von Pflanzen kommen glücklicherweise nur selten vor. Trotzdem sollten auch leichte Vergiftungserscheinungen bei Kindern immer ernst genommen und ein Arzt aufgesucht und die Giftnotzentrale in Nürnberg oder Münschen informiert werden.

Zu den wohl gefährlichen Pflanzen gehören wohl, da sie auffällige Früchte tragen, daher besonders Kinder zum Naschen verleiten und schon in kleineren Mengen Vergiftungen hervorrufen können. der Goldregen (Laburnum anagyroides) dessen Früchte Bohnen sehr ähneln, das Pfaffenhütchen (Euronymus europaeus), der Seidelbast (Daphne mezereum) und die Stechpalme (Ilex aquifolium). Aber auch auf Ambrosia, welche starke zwar nicht giftig aber extrem allergioeauslösend ist sowie den Bärenklau, welcher ebenfalls ungiftig aber bei Kontakt zu schwersten Hautreizungen führt, stellen eine Gefahr dar.

Auf diese Pflanzen sollte besonders an Spielplätzen, Schulen, Kindergärten und an Plätzen, an denen Kinder unbeaufsichtigt spielen, verzichtet werden. Von Goldregen, Pfaffenhütchen und Seidelbast sind alle Pflanzenteile, besonders die Früchte und reifen Samen, giftig. Schon drei bis vier Schoten vom Goldregen oder 15 bis 20 verschluckte Samen können für Kinder tödlich sein. Erste Vergiftungserscheinungen treten bereits 15 bis 30 Minuten nach dem Verschlucken auf. Beklagt wird zunächst ein brennendes Gefühl in Mund und Rachen. Nach dem Verschlucken von nur zwei Pfaffenhütchensamen können nach zwölf bis 18 Stunden erste Vergiftungssymptome auftreten, die mehrere Tage anhalten. Schon einige Beeren vom Seidelbast können für Kinder tödlich sein. Sogar der Hautkontakt mit der Rinde führt zu Entzündungen und Blasenbildung. Bei der Stechpalme sind besonders die Blätter und Beeren giftig. Nach der Aufnahme von Beeren kann es zu einer schweren Magen-Darm-Entzündung kommen.

Außer diesen vier früchtetragenden giftigen Pflanzen wachsen in Deutschland weitere Sträucher und Bäume, die ebenfalls giftige Früchte tragen und die für Kindern besonders verführerisch sind.

Hierzu zählen bei den Zimmer- und Kübelpflanzen für Balkon und Terrasse vor allem Dieffenbachie, Weihnachtsstern, Zier-Tabak, Korallenkirsche, Wunderbaum, Wandelröschen, Engelstrompete und Oleander. Besonders der Giftgehalt von Engelstrompeten variiert je nach Züchtung stark. Schon nach dem Verschlucken von nur 0,3 Gramm Blüten, Samen oder Wurzeln können Vergiftungssymptome auftreten. Äußerlicher Kontakt zu Pflanzensäften Engelstrompete sowie Heracleumgewächsen wie Wiesenbärenklau und Herkulesstaude führt zu einer sehr hohen Lichtempfindlichkeit der Haut. Hierdurch kann es zu Blasenbildung, langsam heilenden Wunden bis hin zu Narbenbildungen kommen.   Der Hautkontakt zu Pflanzensäften von Wunderbaum , Wolfsmilchgewächsen  oder Seidelbast  kann zu Juckreiz, starker Hautrötung, Blasenbildung bis hin zum Absterben der Haut und Narbenbildung führen. Nach Aufnahme der Samen des Wunderbaums kommt es zu schweren Vergiftungen.

Bei den Gartengehölzen stehen wie bereits erwähnt Goldregen, Stechpalme und Eibe aber auch Lebensbaum, Efeu, Kirschlorbeer und Kermesbeere auf der roten Liste. Besonders häufig werden von Kindern die roten, süßlich bis bitter schmeckenden Beeren von Heckenkirschen gegessen, da sie häufig mit Johannisbeeren verwechselt werden. Nach dem Verzehr von mehr als 30 Beeren treten schwere Vergiftungen auf. Heckenkirschen sollten daher nicht neben Johannisbeersträuchern gepflanzt werden.

Der Eisenhut (Aconitum napellus) gilt als eine der giftigsten Pflanzen Europas. Obwohl auch bei dieser Pflanze der Giftgehalt aller Pflanzenteile je nach Jahreszeit stark schwankt, sollte der Hautkontakt mit Pflanzensäften immer vermieden werden. Selbst nach Aufnahme geringer Mengen des in ihr enthaltenen Gifts können Herzrhythmusstörungen, Krämpfe und Atemlähmung auftreten.

Auch Fingerhut , Maiglöckchen und Wolfmilch enthalten Giftstoffe. Der Verzehr von nur zwei Blättern des Fingerhuts führt zu schwersten Vergiftungserscheinungen. Da es immer wieder zu Verwechslungen zwischen Maiglöckchen- und Bärlauchblättern kommt, sollten wenn dann im Garten voneinander getrennt gepflanzt werden.

Als besonders giftig gelten alle Nachtschattengewächse , zu denen auch unsere Kartoffeln, Tomaten und Auberginen gehören. Das in grünen Kartoffeln enthaltene Solanin wird auch beim Kochen nicht zerstört – also großzügig ausschneiden. Die Beeren und Keime der Kartoffel sind ebenfalls stark giftig. Nur bei Tomate und Aubergine werden die in den unreifen Früchten enthaltenden Gifte während der Fruchtreife in der Pflanze soweit umgewandelt, dass diese essbar werden. Selbst rohe Gartenbohnen und Feuerbohnen sind äußerst giftig, werden aber durch das Kochen geniesbar. Roh verzehrt können bei Kindern schon fünf bis sechs Bohnen zu schweren Vergiftungen führen.

In der Natur finden wir giftige Gehölze wie Seidelbast und Pfaffenhütchen, die durch ihre intensive Farbgebung gerne Kinder anlocken. Auch bittersüßer Nachtschatten, Aronstab, Herbstzeitlose, das schwarze Bilsenkraut oder der von Sokrates bekannte gefleckte Schierling finden sich in Feld und Flur sowie Stechapfel und die wohlbekannte Tollkirsche.

Im Handel werden Samen von besonders giftigen Pflanzen wie zum Beispiel  der Tollkirsche, Alraune und dem Schwarzem Bilsenkraut angeboten. Diese Pflanzen sollten aber besser nicht in Gärten gepflanzt werden, in denen Kleinkinder spielen.

Auch wenn ein Kind giftige Pflanzenteile verschluckt hat, gilt es wie bei allen Notfällen, erst einmal Ruhe zu bewahren. Falls keine Anzeichen einer Vergiftung aufgetreten sind, rufen Sie die zuständige Giftnotrufzentrale an. Die Telefonnummer können Sie in Ihrem Telefon speichern, um im Notfall sofort anrufen zu können.

Bayern, München: 089/19240

und Nürnberg: 0911/3982451

Bei ersten Vergiftungserscheinungen sofort das nächste Krankenhaus aufsuchen oder die Notrufnummer 112 wählen.

Nach Verschlucken von giftigen Pflanzenteilen sollten zunächst die Reste aus dem Mundraum entfernen und für den Arzt zum möglichen Feststellen der Art und Herkunft aufbewahrt werden. Wasser trinken ist erlaubt, jedoch auf keinen Fall bei Vergiftungen Milch anbieten, da dadurch die Aufnahme einiger Gifte gefördert wird. Falls der Patient von sich aus erbricht ist die  gut, aber provozieren sie nie ein Erbrechen. Geben sie keine Salzlösung! Das Erbrochene bitte aufbewahren, um dieses analysieren zu können.

Abschließend gab Frau Singhartinger aber allen den gute Rat raus in die Natur zu gehen und sich dieser zu erfreuen. Aber Hände weg von fremden Pflanzen und bei der Heimkehr stets wieder gut Hände waschen.